| | Überraschend. INFORMATIV. | Vorsicht, die erste Borkenkäfergeneration fliegt aus! In den temperaturbegünstigten Lagen hat der Ausflug der ersten Buchdruckergeneration (F1) gerade begonnen, in den höheren Lagen wird er in Kürze einsetzen. Das mit dem F1-Schwarm verbundene erhöhte Befallsrisiko erfordert nun intensive Befallskontrollen, um die voraussichtlich vorwiegend überwinternde zweite Generation frühzeitig und damit effektiv zu dezimieren. | |
| Abb. 1: Aktuelle Bodenfeuchte im Vergleich zum Vorjahreszeitpunkt, jeweils gemessen am 13. Juli. in 40 cm Bodentiefe unter Gras (Quelle: DWD Bodenfeuchteviewer) Aufgrund des regnerischen Wetters der vergangenen Monate hat sich die Bodenfeuchtesituation deutlich entspannt. Dies kommt den Fichten sehr entgegen, die an Vitalität gewonnen haben. Durch die üppige Wasserversorgung können diese mehr Harz produzieren und sich dadurch besser gegen die unliebsamen Eindringlinge wehren. Damit ist die phänologische Entwicklung in diesem Jahr in den tiefen und mittleren Lagen Baden-Württembergs weiterhin spürbar zeitverzögert (aktuell ca. 2-4 Wochen im Vergleich zum vergangenen Jahr). Aber nicht nur die Entwicklung ist verlangsamt, vor allem die deutlich niedrigeren Dichten bringen Erleichterung. Im Landkreis Göppingen sind die über Pheromonfallen gesammelten Borkenkäfermengen um die Hälfte geringer als im Vorjahr. |
Abb. 2: Entwicklung der Borkenkäferzahlen an verschiedenen Messpunkten im Landkreis, Stand KW 28 (Quelle: Forstamt Göppingen) Die insektenbezogenen Fichten-Schadholzmengen sind im Landkreis Göppingen im Vergleich zum Vorjahr ebenso wie in den Nachbarregionen über die Hälfte gesunken. In Göppingen werden im Laufe des Sommers keine steigenden Schadholzmengen erwartet. Deutschlandweit gibt es jedoch weiterhin HotSpots in denen die Borkenkäfer flächenhaft Fichtenbestände zerstören. Hierzu zählen in Baden-Württemberg vor allem der Südschwarzwald, der Hochrhein und die Bodenseeregion. Die kühl-feuchte Witterung kann die Verpilzung der F1-Bruten fördern; parallel ist mit einer Zunahme der Antagonisten (Räuber und Parasitoide) sowie der intraspezifischen Brutraumkonkurrenz im Verlauf der aktuellen Kalamität zu rechnen. Diese Faktoren wirken mit Verzögerung zwar in gewissem Maße populationsregulierend, sind aber nicht ausreichend, um Massenvermehrungen zu stoppen. Hierfür sind zusätzlich günstige Witterungsverhältnisse (wie in diesem Jahr bisher) sowie ein effizientes Borkenkäfer-Management notwendig. |
Durch die regelmäßigen Niederschläge sind die klassischen Anzeichen von Borkenkäferbefall, das Bohrmehl am Stamm und am Stammfuß, teilweise schwer erkennbar. Umso wichtiger sind daher nun engmaschige Kontrollen, um kleine Veränderungen zu erkennen. Weitere Anzeichen für Borkenkäferbefall sind momentan vor allem auch Harztropfen und Harzfluss, sowie Spechtabschläge (ab Larvenstadium). Sobald der Befall weiter fortgeschritten ist, verfärbt sich die Krone oder es fallen massenhaft grüne Nadeln auf den Boden. Wichtig ist hier Schnelligkeit, um die befallenen Bäume aus dem Wald zu entfernen und zu verhindern, dass diese als Sprungbrett für die nächste Generation Borkenkäfer dienen. In jedem Fall steht Ihnen das Forstamt sowohl bei der Kontrolle, als auch bei der schnellen Entnahme der befallen Bäume zur Seite. Ihren zuständigen Revierleiter finden Sie entweder über die Homepage des Forstamtes oder Sie kontaktieren uns direkt: forstamt@lkgp.de oder Tel. 07161 202-2401. |
Abb. 3: Adulter Borkenkäfer (Quelle: FVA BW) Der F1-Hauptschwarm wird im Landkreis Göppingen bis Mitte August abgeschlossen sein. Anschließend wird die zweite Generation angelegt. Mit 2-3 Wochen Verzögerung kommt es danach zu erneuten Ausflügen und zur Anlage von F2-Geschwisterbruten. Bei weiter kühl-feuchter Witterung reduziert sich aber ab Mitte / Ende August die Schwärmbereitschaft der Buchdrucker wieder, sodass die Geschwisterbruten möglicherweise nicht vollständig angelegt werden. Die aus dem aktuellen Schwärmflug resultierenden Bruten werden sich bis in den Herbst hinein größtenteils in braune Stadien entwickeln können und unter der Rinde bzw. teilweise auch in der Bodenstreu überwintern. Die Anlage einer dritten Käfergeneration kann aufgrund der diesjährig verzögerten Phänologie glücklicherweise weitgehend ausgeschlossen werden. |
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